Fast 100 Teilnehmende starteten am 10. November im Rauhen Haus in Hamburg das Netzwerk Ehrenamt der Nordkirche und gaben dem Netzwerk ihr Gesicht. Haupt- und Ehrenamtliche, Verantwortliche in Projekten, Diakonie, Konventen, Gemeinden oder anderen kirchlichen und nicht kirchlichen Netzwerken kamen miteinander ins Gespräch.
Mit dem Ensemble Hut und Umhang „Ehrenamt blüht auf" provozierte die Playbacktheatergruppe Kaleidoskop aus Hamburg die Frage: Braucht kirchliches ehrenamtliches Engagement eine Ehrenamts-Uniform, um besser gesehen zu werden?
„Es wird es darum gehen, wie vielfältige Engagementangebote unserer Kirche sichtbarer werden", sagte Dr. Kristin Junga, Leiterin der Arbeitsstelle Ehrenamt, bei der Begrüßung. „Wir müssen Engagement – haupt- wie ehrenamtliches – nicht nur ,gut behüten', sondern auch bestärken und unsere Dienstgemeinschaft gemeinsam gestalten. Im Thema steckt außerhalb unserer Kirche viel Bewegung, zum Beispiel die Ehrenamtsstrategie in Hamburg oder die Ehrenamtsstiftung in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in unserer Kirche gibt es viel Anlass sich Wandelndes im Ehrenamt genau anzuschauen – Das können wir nun im Netzwerk tun!"
Albert Wieblitz, Landespastor für Ehrenamtliche in der benachbarten Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, nahm den „Aufbruch im Ehrenamt" innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland auf: „Wir stehen als Evangelische Kirche vor der Herausforderung, dass wir in wenigen Jahren nicht mehr über Finanzierung nachdenken, sondern über Personal. Es sind dann keine Leute mehr da und die ehrenamtliche Kirche wird Realität sein. Dieser Realität schon jetzt zu begegnen brauchen wir nicht noch wortmächtigere Pastoren, sondern glaubwürdige und überzeugende, ja freudige Ehrenamtliche."
„Nehmt einander an", so heißt der Kanon zum Netzwerkstart. Tilman Lautzas, Jugendpastor der Nordkirche, komponierte ihn und mit Andreas Fabienke am Klavier und der Sängerin Louisa Kilian kam er zu Gehör.
Eine kritische Zeitansage machte Stephan Richter, Sprecher der Chefredakteure der medien holding:nord GmbH: „Wir stellen beim Thema Ehrenamt immer nur die Menschen in den Mittelpunkt und machen aus ihnen Vorbilder. Was uns damit nicht gelingt: sie als Leistungsträger unserer Gesellschaft zu etablieren." Wie das gelänge, bleibe eine Frage im Thema Anerkennungskultur, die das Netzwerk Ehrenamt bearbeiten müsse!
Auf zwei Anregungen von außen durch Wieblitz und Richter kam der Nordkirchenblick aufs Podium. Es diskutierten Dr. Andreas Tietze, Präses der Landessynode der Nordkirche, Ina Koppelin, Vorsitzende der Kirchenkreissynode Altholstein, und Siegmar Grapentin, Bildungsreferent der Evangelischen Jugend Hamburg. Mathias Benckert, Referent für Theologie und Publizistik der Nordkirche im Landeskirchenamt, moderierte. Ein freier Platz bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, Ihre Fragen einzubringen.
Einige Stimmen aus dem Gespräch
Dr. Andreas Tietze:
„Das Ehrenamt als Jugendgruppenleiter in der Jungschar war die Kinderstube meines heutigen beruflichen Erfolges. Dass mir mit 14 jemand etwas zugetraut hat – daran werde ich mich ein Leben lang erinnern.“
„Es gibt heute viele differierende Lebensläufe. Für die unterschiedlichen Gruppen brauchen wir entsprechende Strukturen!“
Siegmar Grapentin:
„Es steht in unserer Verfassung, 'Kinder und Jugendliche sind an der Entscheidungsfindung zu beteiligen' (verkürzt Art. 12). Sie können an dieser Beteiligung groß werden und sind die Experten für Ihre Lebenswelt.“
„Wer etwas machen will, braucht Räume, was machen zu können. Dafür müssen wir uns engagieren.“
Ina Koppelin:
„Ich wünsche mir, dass die Menschen weiterhin Lust auf Ehrenamt haben. Diese Menschen mögen selbstbewusst und fröhlich ihre Fähigkeiten einbringen. Die Hauptamtlichen mögen sie abholen, wertschätzen und begleiten.“
Wünsche und Herausforderungen, Forderungen an die Netzwerkarbeit und die Nordkirche, Erfahrungsschätze und eigene Fragen wurden auch untereinander diskutiert. Die Verantwortlichen der Arbeitsstelle Ehrenamt sind Friedrich Wagner, Redlef Neubert-Stegemann, Kirsten Voss, Dr. Kristin Junga, Ulrike Brand-Seiß, Dagmar Krok und Susanne Habicht.
In der Netzwerkgemeinde Ehrenamt wurde Dr. Kristin Junga in ihr Amt als Leiterin der Arbeitsstelle Ehrenamt der Nordkirche eingeführt. Die Leitungen der Beteiligten Arbeitsbereiche gratulieren. Befreundete Institutionen überbrachten Glückwünsche.