Zwischen Verantwortung und Freiwilligkeit

Sitzende Menschen in einem Konferenzsaal, die interessiert einem Vortrag folgen

100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen beim Netzwerktreffen Ehrenamt in der Nordkirche zusammen und diskutierten die Zukunft des kirchlichen Ehrenamts. Fünf Expertengruppen hatten die Vorlage erarbeitet und Handlungsempfehlungen für die Zukunft formuliert.

„Wir agieren im Spannungsfeld von Vereinbarkeit mit Familie und Beruf und den strukturellen Erfordernissen“, „Welche Kirchenbilder wollen wir entwickeln und wie laden wir dazu ein?“, „Das Müssen finde ich nicht in Ordnung“ und „Die neuen Anforderungen brauchen neue, flexible Strukturen“ – es ging hoch her beim Netzwerktreffen zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Rauhen Haus in Hamburg. Beruflich- und ehrenamtlich Mitarbeitende  aus den verschiedensten Bereichen kirchlichen Handelns rangen beim dritten Treffen dieser Art um Ergebnissen und Handlungsempfehlungen aus dem Netzwerkprozess Engagementförderung.

Seit 2014 begleitet und bündelt die Arbeitsstelle Ehrenamt  Erfahrungen und Erkenntnisse aus Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Diakonie auf landeskirchlicher Ebene. „Dabei ist es mir ganz wichtig“, sagt Dr. Kristin Junga, Leiterin der Arbeitsstelle, „dass wir einen guten Fachaustausch mit allen Akteuren dieses Arbeitsfeldes initiieren konnten und diesen auch weiter verstetigen. Die Förderung und Begleitung ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements ist nicht nur gesamtgesellschaftlich, sondern auch im Zuge der Kirchenentwicklung relevant – und dabei geht es keinesfalls darum, Lücken in hauptamtlichen Aufgabenfeldern mit ehrenamtlich Aktiven aufzufüllen –, sondern vielmehr sollen die Impulse und spezifischen Chancen einer gelingenden gemeinsamen Gestaltung kirchlichen Lebens unterstützt und gefestigt werden“.

Fast 50 Expertinnen und Experten haben Empfehlungen erarbeitet, die kommentiert, diskutiert und weitergedacht wurden. „Mir gefällt, dass der Netzwerkprozess praktikable Handlungsempfehlungen erarbeitet hat, die in die Zukunft denken.“ sagte Andreas Wackernagel , Leiter der Institutionsberatung.

Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Einsatz, denn naturgemäß braucht es Regeln und Strukturen, die verlässlich sind. Beispielsweise sind Kirchengemeinderäte leitende Gremien, die ihre Rolle im Verhältnis zu den Hauptamtlichen einer Gemeinde definieren müssen, durchaus in dem Spannungsfeld gebunden, der Leitungsaufgabe verpflichtet zu sein und damit eine Freiwilligkeit über sechs Jahre zu garantieren – das hält Manche von der Übernahme eines festen Ehrenamtes ab. Mit diesen und ähnlichen Beispielen beschäftigt sich das Netzwerk besonders intensiv, so Dr. Junga: „Die Strukturen müssen flexibler und durchlässiger werden und trotzdem verlässlich und arbeitsfähig bleiben, das  bedeutet ein Umdenken. Es geht nicht darum, vorhandene Positionen irgendwie zu besetzen, sondern vorhandenes Engagement zu bündeln und die Strukturen so anzupassen, dass Ehrenamtlich- und beruflich Engagierte gemeinsam und fröhlich kirchliches Leben gestalten können. Das kann bedeuten, in einer Gemeinde einen Menschen zu haben, der gern alles verwaltet und in einer anderen Gemeinde kann eine passionierte Juristin einen Beratungskreis für Geflüchtete initiieren.“

Auf diesem Weg ist das Netzwerk Ehrenamt schon einige Schritte vorangekommen. In einem regelmäßigen Newsletter finden sich Impulse und Informationen, auf der Webseite www.engagiert-nordkirche.de können Materialien  heruntergeladen werden. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sich mit Fragen und Ideen an die Arbeitsstelle Ehrenamt zu wenden.

Der nächste Schritt zu einer engagementfreundlichen Nordkirche ist die Vorbereitung des Thementages „Ehrenamt und Engagementförderung“ auf der kommenden Landessynode im September. „Im Hinblick darauf bin ich sehr froh und dankbar für die fruchtbaren Diskussionen und wichtigen Impulse des heutigen Treffens“, erklärt Dr. Kai Greve, Vorsitzender des vorbereitenden synodalen Ausschusses. „Es wird eine umfangreiche Dokumentation des Netzwerktages erstellt. So fließen alle Ergebnisse des Netzwerktrages in den Synodenprozess ein. „Es wird immer wieder deutlich, dass wir nur miteinander auf diesem Weg unterwegs sein können, denn Kirche kann nur von uns allen gestaltet und mit Leben gefüllt werden.“