IMPULS: ZIELE SETZEN

Pastor Stephan Pohl-Patalong: Zielsteuerung schafft inhaltliche Mitgestaltung

Lachender Mann mit Brille vor grünen Blättern

Die Nordkirche hat mit der Zielorientierten Planung ein Verfahren entwickelt, wie die leitenden Gremien über die Arbeit in den Hauptbereichen zielgerichtet im Gespräch bleiben können. Dabei war der Fokus immer auf die Ziele ausgerichtet. Ziele beschreiben einen Zustand, den ich erreichen möchte und den ich schon mal so konkret wie möglich beschreibe, um ein Gefühl für die Kraft dieser Zukunftsidee zu bekommen. Auf diese Weise können Ziele sehr gut motivieren und der eigenen Tätigkeit eine Richtung geben und an diese immer wieder erinnern. Und die Beschreibungen eines zukünftigen Zustandes ermöglichen, dass auch andere Menschen, denen diese Ideen vermittelt werden, ein Bild entwickeln können, wozu Maßnahmen im Hier und Jetzt eigentlich dienen sollen. Aufgrund dieser Wirkung ist das Formulieren von Zielen ein ideales Mittel, damit verschiedene Gremien und Institutionen sachgerecht über zukünftige Entwicklungen sprechen können.

Ehrenamts- und Engagementförderung als Schwerpunktthema der Landeskirche
Die Nordkirche hat mit der Zielorientierten Planung ein Verfahren entwickelt, wie die leitenden Gremien über die Arbeit in den Hauptbereichen zielgerichtet im Gespräch bleiben können. Dabei war der Fokus immer auf  die Ziele ausgerichtet. Ziele beschreiben einen Zustand, den ich erreichen möchte und den ich schon mal so konkret wie möglich beschreibe, um ein Gefühl für die Kraft dieser Zukunftsidee zu bekommen. Auf diese Weise können Ziele sehr gut motivieren und der eigenen Tätigkeit eine Richtung geben und an diese immer wieder erinnern. Andererseits ermöglichen die Beschreibungen eines zukünftigen Zustandes, dass auch andere Menschen, denen diese Ideen vermittelt werden, ein Bild entwickeln können, wozu Maßnahmen im Hier und Jetzt eigentlich dienen sollen. Aufgrund dieser Wirkung ist das Formulieren von Zielen ein ideales Mittel, damit verschiedene Gremien und Institutionen sachgerecht über zukünftige Entwicklungen sprechen können.

Das Ziel auch in turbulenten Zeiten im Blick
Die Entwicklung dieses Verfahrens ist auch durch turbulente Phasen gegangen, die eine Veränderung des Systems mehrfach erforderlich gemacht haben. Geblieben ist aber die Grundidee, dass es auch in der Kirche hilfreich und notwendig ist, miteinander über die Ziele unseres Wirkens in einem regen und geregelten Austausch zu sein. Dieser Grundidee folgt daher auch die Entscheidung der Synode, das Thema „Ehrenamts- und Engagementförderung“ zu einem zentralen Schwerpunkt für die Arbeit der Hauptbereiche in den nächsten Jahren werden zu lassen.

Die Kernanliegen der Zielorientierten Planung lassen sich daher folgendermaßen kurz zusammenfassen: 
Die Zielorientierte Planung ermöglicht eine geregelte Kommunikation zwischen Synode, Kirchenleitung, Dezernaten und den Hauptbereichen, über Inhalte der Arbeit in den Hauptbereichen und somit auch eine Verständigung darüber, was Kirche unter den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen mithilfe der Dienste und Werke leisten kann und soll.
Die Zielorientierte Planung ermöglicht der Synode und der Kirchenleitung, in einem klar definierten Rahmen Themen und Ziele beeinflussen zu können, die in den Hauptbereichen bearbeitet werden.
Die Zielorientierte Planung unterstützt das Denken und Planen in Zielen. Die Ausrichtung an Zielen fördert die Konzentration auf die Wirkungen von Maßnahmen und Arbeitsweisen und macht die Arbeit für Außenstehende nachvollziehbar und transparent. 

Eine Entscheidung der landeskirchlichen Synode im Rahmen der Zielorientierten Planung
Ende 2016 hat sich die landeskirchliche Synode entschieden, die Ehrenamts- und Engagementförderung ab 2018 für die folgenden sechs Jahre zu einem besonders wichtigen Thema für die Arbeit in den Hauptbereichen zu erklären. Im Rahmen der Zielorientierten Planung hat die Synode aus sieben Themen, die ihr nach intensiver Vorarbeit präsentiert wurden, dieses Thema als eines von drei Themen ausgewählt, auf die sich die Arbeit in den Hauptbereichen in den nächsten Jahren besonders konzentrieren soll. Damit wird die Arbeit im Bereich der Ehrenamts- und Engagementförderung in den nächsten Jahren nicht nur intensiv gestaltet, sondern auch auf verschiedenen Leitungsebenen reflektiert und bei Bedarf unterstützt. Den Rahmen dafür gibt die Zielorientierte Planung. 

Die Idee der Zielorientierten Planung
Seit 2009 wurden nach der Gründung der Hauptbereiche in der damaligen Nordelbischen Kirche verschiedene Interessen und Bedürfnisse mit dem Stichwort der Zielsteuerung verbunden. Die ursprüngliche Idee, eine Steuerung der Arbeit in den Hauptbereichen nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu ermöglichen, wurde allerdings nach kurzer Zeit fallen gelassen. Die klassischen betriebswirtschaftlichen Instrumente werden den Besonderheiten von Kirche nicht gerecht. Die Arbeit in kirchlichen Kontexten lebt davon, dass sich Ideen, Initiativen und Ziele der Arbeit genauso „von unten“ wie „von oben“ entwickeln können.

Transparenz und Einfluss planbar gestalten
In Aufnahme dieser Grundidee sollte daraufhin ein System entwickelt werden, das einerseits die Bedürfnisse nach Transparenz und Einflussmöglichkeiten wahrt und gleichzeitig der berechtigten kirchlichen Kultur von verschiedenen Steuerungsebenen entsprechen kann. So wurde zunächst in enger Zusammenarbeit mit der Kirchenleitung und den Hauptbereichen bis zum Jahr 2012 das Kommunikationssystem der „Zielorientierten Planung“ entwickelt, in dem Ziele zwischen Kirchenleitung und Hauptbereichen verabredet werden und gleichzeitig ausreichender Freiraum für die Gestaltung der Arbeit vor Ort bleibt. Ab 2013 wurde das System weiterentwickelt mit dem Ziel, dass auch die Synode innerhalb der Zielorientierten Planung Einfluss auf die Arbeit in den Hauptbereichen nehmen kann und ein Controlling der verabredeten Ziele möglich wird.

Strukturierte Kommunikation unter Leitungsebenen
Das Ziel dieses Instrumentes ist es, eine gut strukturierte Kommunikation zwischen den Leitungsebenen und den Hauptbereichen zu gewährleisten über die Inhalte und die Ausrichtung der Arbeit. Dabei muss die Zielorientierte Planung einerseits den komplexen Arbeitsbereichen gerecht werden und andererseits den Leitungsgremien die Möglichkeit geben, die Übersicht über diese vielfältigen Gebiete zu bewahren und gleichzeitig inhaltliche Impulse geben zu können. 

Drei synodale Schwerpunktziele pro Legislaturperiode
Außerdem sollte die Synode innerhalb der Zielorientierten Planung die Möglichkeit erhalten, einen inhaltlichen Einfluss auf die Arbeit der Dienste und Werke ausüben zu können. Denn es war ein immer wieder geäußerter Wunsch der Synodalen, neben den finanziellen Rahmenbedingungen und der Festlegung einer gesetzlichen Grundlage, auch inhaltliche Akzente setzen zu können. Ein solcher Einfluss erschien realistisch nur denkbar, wenn die Synode wenige Schwerpunkte setzt. So wurde folgendes Modell entwickelt: Die Synode gibt einmal pro Legislaturperiode drei „synodale Schwerpunkte für die Arbeit in den Hauptbereichen“ vor, die von den Hauptbereichen in deren Schwerpunktzielen aufgenommen werden. Durch die Aufnahme in ihren Schwerpunktzielen gewährleisten die Hauptbereiche, dass die synodalen Schwerpunkte intensiv verfolgt werden.

Ziele-Controlling
Synodale Schwerpunkte für die Arbeit in den Hauptbereichen werden einmal pro Legislaturperiode von der Synode für die Arbeit in den Hauptbereichen bestimmt. Die Kirchenleitung legt der Synode eine Auswahl an möglichen Themen vor, aus denen die Synode drei Themen auswählt, für die sie sich von den Diensten und Werken für die nächsten sechs Jahre besondere Impulse erwartet. Diese Themen müssen in den Schwerpunktzielen der Hauptbereiche aufgenommen werden. Über die Schwerpunktziele der Hauptbereiche unterliegen sie dem Ziele-Controlling. Einmal im Jahr erhält die Synode einen Bericht über die Entwicklungen im Bereich der synodalen Schwerpunkte und der Schwerpunktziele.

Langfristiger Planen
Bei den synodalen Schwerpunkten für die Arbeit in den Hauptbereichen handelt es sich um Themen, die für die Kirche und ihr gesellschaftliches Wirken in den nächsten sechs Jahren eine besondere Bedeutung haben, für die Hauptbereiche übergreifend gelten, im Rahmen des Controllings eine hohe Verbindlichkeit in der Durchführung erhalten, einer gemeinsamen Beobachtung der Entwicklung unterliegen, mittel- bis langfristig zu bearbeiten sind (kurzfristige Kampagnen werden auf anderen Wegen zwischen Synode oder Kirchenleitung und Hauptbereichen vereinbart), und von den Hauptbereichen bearbeitet werden können, weil sie den grundsätzlichen Kompetenzen der Dienste und Werke entsprechen.
In 2016 hat sich die Synode nun neu mit den Zielen für die Dienste und Werke befasst und drei „synodale Schwerpunkte für die Arbeit in den Hauptbereichen“ beschlossen, die von den Hauptbereichen in ihren Schwerpunktzielen aufgenommen wurden. Eines dieser Themen ist die „Ehrenamts- und Engagementförderung mit Zukunft und für die Zukunft.“ Vier Hauptbereiche haben je ein Schwerpunktziel verfasst, das dieses Thema in den Mittelpunkt stellt. Gleichzeitig haben sich die Hauptbereiche auf eine umfangreiche Zusammenarbeit in diesem Themenkomplex verständigt. 

Zielorientiertes Arbeiten in kirchlichen Kontexten
Kirchliche Arbeit steht wie andere Arbeitsfelder auch unter der Anforderung, sich laufenden Veränderungsprozessen unterziehen zu müssen. Gesellschaftliche Veränderungen, wie zum Beispiel die sich stetig ausdifferenzierenden Erwartungen von Menschen an Institutionen allgemein und somit auch an die Kirche oder die steigende Konkurrenz im Freizeitspektrum wie auch im Ringen um öffentliche Aufmerksamkeit, erfordern eine dauernde Reflexion der Wirkung kirchlicher Arbeit. 

Um die Wirkung der Arbeit beschreiben und vor allem beurteilen zu können, müssen Ziele formuliert werden! Denn ohne Zielformulierungen fehlt eine geeignete Messlatte für die Beschreibung und Beurteilung der Wirkung. Das ist ein in der Kirche nicht geübter Prozess. Vielfach handeln wir, indem wir Maßnahmen planen, wie sie in den letzten Jahren auch schon stattgefunden haben. Das aber schließt nicht automatisch ein, über die Wirkung dieser Maßnahmen nachgedacht zu haben. Die Formulierung von Zielen fördert den Prozess des regelmäßigen und routinierten Nachdenkens über die eigene Wirksamkeit. 

Kriterien für die eigene Wirksamkeit
Dabei hilft es nicht, allzu große Ziele, die ich hier als Visionen bezeichnen möchte, zum Maßstab der eigenen Wirksamkeit zu machen. Natürlich sehnen wir uns alle danach, dass Menschen den Glauben als für sich wertvolles Lebensthema entdecken und dass sie sich für kirchliche Themen interessieren und engagieren. Das aber zum Kriterium für die eigene Wirksamkeit zu machen, würde nur überfordern und somit deprimieren. Die Umsetzung solcher Visionen ist in der Realität nur sehr schwer zu erkennen. Die Chance von konkreten und möglichst auch messbaren mindestens aber gut nachvollziehbaren Zielen liegt darin, dass die gemeinsame Reflexion darüber gelingt, ob die Maßnahmen und Angebote sich auch wirksam erweisen im Blick auf das, was als besonders wichtig verabredet wurde.
In den Hauptbereichen wurden Ziele formuliert, die zum Beispiel an den Strukturen ehrenamtlicher Arbeit ansetzen, eine bessere Fortbildungslandschaft in den Blick nehmen, gemeinsame Standards suchen und Partizipationsmöglichkeiten verstärken und verstetigen wollen.  

Ehrenamts- und Engagementförderung – ein Zukunftsthema für die Kirche
Für die Zukunft der Kirche ist die Existenz und Ausgestaltung des ehrenamtlichen Engagements eine sehr wichtige und zugleich auch dringliche Aufgabe. Denn die Kirche existiert wesentlich auf der Basis von ehrenamtlichem Engagement und wird von diesem Engagement im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen und der finanziellen Entwicklungen der Kirche in Zukunft sicherlich noch mehr geprägt sein müssen. Ziele zu beschreiben, die einer attraktiven Zukunft des Ehrenamtes in der Kirche dienen und Wege weisen, in welche Richtung weitergedacht werden sollte, ermöglichen, dass wir alle gemeinsam die Entwicklungen in diesem Bereich gut reflektieren und angemessen beurteilen können. Es wird vermutlich Ziele brauchen dafür, 

  • dass engagementfreundliche Bedingungen geschaffen werden,

  • dass das Ehrenamt nicht zum Lückenbüßer für fehlende hauptamtliche Arbeit wird,

  • dass Ehrenamtliche professionelle Begleitung erfahren,

  • dass Menschen, die sich ehrenamtlich in Bereichen engagieren, die hohe Kompetenzen erfordern, entsprechende Fortbildungen und Supervision erhalten

  • und vieles mehr.

An der Beschreibung solcher Ziele und daraus folgender Maßnahmen für dieses Thema arbeiten momentan viele Expertinnen und Experten. Darüber freue ich mich sehr. Die Kirche hat hier einem zentralen Zukunftsthema besondere Aufmerksamkeit auch in den Hauptbereichen verliehen. Nun wird es darauf ankommen, dass die Hauptbereiche sich übergreifend miteinander vernetzen und so dieses Thema auch gemeinsam vorantreiben. Denn die zukünftige Gestaltung des Ehrenamtes in der Kirche ist ein Thema, an dem wir voneinander und miteinander lernen können und müssen. Viele gute Ideen können so durch Nachahmung verbreitet werden und manche Grundlagen können erst in einer gemeinsamen Haltung und gemeinsamen Strukturen in die Umsetzung kommen. Ich wünsche mir sehr, dass sich spannende Projekte und neue Strukturen für das Ehrenamt in der Nordkirche ergeben. 

Pastor Stephan Pohl-Patalong, bis November 2017 als Mitarbeiter der Institutionsberatung zuständig für die Zielorientierte Planung. Seit Dezember 2017 Organisationsentwickler des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein

Kontakt
Stephan Pohl-Patalong
Organisationsentwicklung im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein
stephan.pohl-patalong@kirchenkreis-hhsh.de