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Pastor Andreas Wandtke-Grohmann über die Pläne im Hauptbereich Gottesdienst und Gemeinde

02.02.2018 | Für den Hauptbereich Gottesdienst und Gemeinde haben wir Pastor Andreas Wandtke-Grohmann nach Veränderungen und Vorhaben gefragt. Ihm ist bei dem Ziel entscheidend, dass es um eine neue Verhältnisbestimmung von Haupt- und Ehrenamt geht. "Vereinfacht gesagt: Es geht nicht nur darum, Ehrenamtliche angemessen zu behandeln und ihnen im Rahmen von Dienstvereinbarungen gute Rahmenbedingungen zu bieten. Sondern: Auch die Aufgaben und Rollen von Hauptamtlichen (insbesondere von Pastorinnen und Pastoren) müssen wir neu und anders beschreiben – als diejenigen, die die Arbeit von Ehrenamtlichen auch in zentralen Handlungsfeldern koordinieren, fördern, coachen, supervidieren."

Ein Portrait von Pastor Andreas Wandtke-Grohmann

Der Hauptbereich Gottesdienst und Gemeinde hat sich für das synodale Schwerpunktziel "Ehrenamts- und Engagementförderung" entschieden. Was ist Ihnen dabei wichtig?
Bei diesem Ziel ist für mich entscheidend, dass es um eine neue Verhältnisbestimmung von Haupt- und Ehrenamt geht. Vereinfacht gesagt: Es geht nicht nur darum, Ehrenamtliche angemessen zu behandeln und ihnen im Rahmen von Dienstvereinbarungen gute Rahmenbedingungen zu bieten. Sondern: Auch die Aufgaben und Rollen von Hauptamtlichen (insbesondere von Pastorinnen und Pastoren) müssen wir neu und anders beschreiben – als diejenigen, die die Arbeit von Ehrenamtlichen auch in zentralen Handlungsfeldern koordinieren, fördern, coachen, supervidieren.
Wir werden durch den demografischen Wandel in der Pfarrerschaft in absehbarer Zeit eine andere Gestalt von Kirche haben: Entweder wird die Kirche nur noch so groß sein, wie eine um ein Drittel verminderte Pfarrerschaft die Kerngemeinden mit kirchlichen Dienstleistungen versorgen kann. Oder: Die Pastorinnen und Pastoren besinnen sich auf ihre theologische Kernkompetenz und sammeln und rüsten Ehrenamtliche zu, verbinden ihre Gaben zu geistlichen Gemeinschaften, sorgen in Projekten und Arbeitsfeldern für Ausstrahlungskraft und Relevanz.

Welche Arbeitsbereiche betrifft diese Entscheidung?
Wir haben in vielen Bereichen unseres Hauptbereiches und speziell des Gemeindedienstes mit der Verhältnisbestimmung von Haupt- und Ehrenamt zu tun: in den Feldern von Kirche und Tourismus, in der Beratung von kirchlichen Leitungsgremien, in der Aus- und Fortbildung zu den Themen Spiritualität und Geistliches Leben. Für mich steht die Aus- und Fortbildung von Prädikantinnen und Prädikanten und anderen Ehrenamtlichen im Fokus. Wir bereiten sie auf ihre eigenständige Rolle in der Verkündigung und Liturgie in ihren Gemeinden vor – und erleben immer wieder, wie konfliktgeladen dieses Feld ist. In vielen Gemeinden könnte die Zusammenarbeit von hauptamtlichen Pastorinnen und Kirchenmusikern und ehrenamtlichen Prädikantinnen besser werden.

Welche Frage im Thema beschäftigt Sie?
Immer wieder begegne ich engagierten Pastorinnen und Pastoren, die wider besseres Wissen mit einem eigenartigen Neid auf Prädikantinnen und Prädikanten schauen: "Die dürfen – obwohl sie nicht so umfassend theologisch ausgebildet sind wie wir – das tun, wozu wir uns eigentlich berufen fühlen. Und wir kommen selber nicht dazu, weil unsere Kalender mit administrativen Aufgaben zugepflastert sind. Könnt ihr nicht lieber Gemeindemanager ausbilden als Prädikantinnen?" 
Dabei würde selbst dies das Grundproblem wahrscheinlich nicht lösen. Pastorinnen und Pastoren rufen nach Entlastungen – und fürchten gleichzeitig den eigenen Bedeutungsverlust, wenn immer wieder regelmäßig auch andere im Rampenlicht stehen. Dieses Dilemma ist nur aufzulösen, wenn Pastorinnen und Pastoren ihre eigene Rolle auf eine für sie befriedigende Weise definieren und füllen können – und das im Verhältnis zu den Ehrenamtlichen.

Was sind Ihre Pläne?
Ich möchte gern dazu beitragen, dass Gemeinden ihre Spielräume (zum Beispiel durch Erprobungsräume) entdecken und modellhaft ausprobieren. Ich bin an dieser Stelle allerdings skeptisch geworden. Langezeit habe ich auf die Innovationskraft auch von traditionellen Kirchengemeinden vertraut. Ich habe "fresh expressions of faith" als Alternative abgelehnt, da dies impliziert, dass die herkömmlichen Gemeinden keine Frische in ihren Ausdrucksformen hinbekommen. Mittlerweile sehe ich aber, dass viele Gemeinden sich vor Experimenten fürchten und lieber eine alternde Kerngemeinde zu Tode betreuen wollen. Ich glaube jetzt, dass es ergänzend neben den Gemeinden innovative Initiativen geben sollte, in denen modellhaft ein neues Miteinander in missionarischen Projekten ausprobiert wird. Dazu will ich beitragen und Menschen sammeln. Und hoffe, dass solche Prototypen auch eine Rückwirkung auf die traditionelle Gemeindearbeit haben.

Was verändert sich durch die Schwerpunktzielsetzung?
Ich fühle mich ermutigt, endlich das auszusprechen, was eigentlich offen zutage liegt, aber wenige nur wahrhaben wollen: dass wir an einer Schwelle angekommen sind, an der es sich entscheidet. Entweder werden wir (der Not gehorchend, wenn die Einsicht bis jetzt nicht ausgereicht hat) dem Priestertum der Getauften in der Gestalt unserer Kirche Raum geben – oder diese Kirche wird vollends in eine parallelgesellschaftliche Nische und Schrumpfexistenz abdriften. Und der Geist Gottes wird sich an anderer Stelle Inkarnationen suchen müssen.

Vielen Dank für diesen Einblick.